Postpartale Depression – Mutter hält ihr Neugeborenes und schaut vor sich in die Luft

Postpartale Depression: Wenn das Stimmungstief anhält

Eine postpartale Depression, auch Wochenbettdepression genannt, ist eine ernste psychische Erkrankung nach der Geburt. Hier erfahren Sie, woran man sie erkennt und wann es wichtig ist, ärztliche Hilfe zu holen. 

Jeannette Murer
5 Min. Lesedauer
  •    Kurz und einfach 
    Nach der Geburt fühlen sich viele Mütter traurig.
    Manche bleiben länger traurig und brauchen Hilfe.
    Das heisst postpartale Depression.
    Auch Väter können betroffen sein.
    Die Krankheit kann behandelt werden.
Die Geburt eines Kindes stellt das eigene Leben auf den Kopf. Kein Wunder, erleben viele frischgebackenen Mütter neben den Glücksmomenten anfangs auch Gefühle von Erschöpfung, Überforderung oder Traurigkeit. Dabei handelt es sich um den sogenannten Babyblues, der meist nur wenige Stunden oder Tage anhält und keine medizinische Behandlung benötigt. Bei rund 15 bis 20 % der Gebärenden zieht dieses Stimmungstief allerdings nicht vorüber und es entwickelt sich eine postpartale Depression.

Was ist eine postpartale Depression?

Eine postpartale Depression ist ein Sammelbegriff für alle behandlungsbedürftigen depressiven Erkrankungen, die innerhalb des ersten Jahres nach einer Geburt auftreten. Umgangssprachlich spricht man auch von einer postnatalen Depression oder Wochenbettdepression. 
 

 Postpartal oder postnatal?

Die medizinisch korrekte Bezeichnung ist postpartale Depression. Auch Wochenbettdepression ist aus fachlicher Sicht nicht korrekt, da eine postpartale Depression auch nach dem Wochenbett auftreten kann.

Die beiden lateinischen Ausdrücke «postpartal» und «postnatal» kurz erklärt:

  • Postnatal beschreibt die Zeit nach der Geburt, bezogen auf das Kind. 

  • Postpartal beschreibt die Zeit nach der Geburt, bezogen auf die Mutter.

Depressiv nach der Geburt: Gibt es Risikofaktoren?

Folgende Faktoren können die Entwicklung einer postpartalen Depression begünstigen:

  • Körperliche Probleme und Beschwerden
  • Schwere und anhaltende Schlafstörung
  • Genetische Veranlagung für psychische Erkrankungen
  • Bereits erlebte psychische Erkrankung vor der Schwangerschaft
  • Belastende Lebensumstände (z. B. Einsamkeit und Armut)
  • Fehlende Unterstützung durch Familie und Freunde
  • Paarprobleme aufgrund neuer Lebenssituation
  • Gesellschaftlicher Druck

Wie bei den meisten psychischen Erkrankungen sind die Ursachen einer postpartalen Depression vielfältig. Meist handelt es sich um ein Zusammenspiel körperlicher, psychischer und sozialer Faktoren. Im Einzelfall ist es häufig schwierig, bestimmte Ursachen für die Entstehung verantwortlich zu machen.

 Können auch Väter, Partner oder Partnerinnen betroffen sein?

Ja! Auch Väter, Partner oder Partnerinnen können eine postpartale Depression entwickeln – rund 10 % sind betroffen. Lange Zeit ging man davon aus, dass nur Mütter darunter leiden, doch dem ist nicht so. Einer der grössten Risikofaktoren scheint dabei die psychische Gesundheit der Mutter zu sein: Leidet sie an einer postpartalen Depression, so besteht für den Vater, den Partner oder die Partnerin ein erhöhtes Risiko, ebenfalls eine Depression zu entwickeln.

Unabhängig davon, bei wem sich die Anzeichen einer postpartalen Depression abzeichnen: Für das Familienglück ist die Früherkennung einer postpartalen Depression zentral.

Typische Symptome 

Postpartale Depression – Mutter sitzt auf dem Bett und stützt ihren Kopf mit den Händen

Eine postpartale Depression äussert sich meist auf verschiedenen Ebenen. Die häufigsten Beschwerden sind:

  • Gefühle von andauernder Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit oder Niedergeschlagenheit
  • Chronische Erschöpfung
  • Reizbarkeit
  • Konzentrationsprobleme
  • Verlust der Interessen
  • Schlafstörungen 
  • Appetitlosigkeit oder gesteigerter Appetit
  • Übermässige Sorgen und Ängste bis hin zu Panikattacken
  • Desinteresse am Kind
  • Gefühl, eine schlechte Mutter oder ein schlechter Vater zu sein
  • Pessimistische Zukunftsperspektiven
  • Suizidgedanken oder Selbstverletzungen
  • Gedanken, dem Kind etwas anzutun

 Was tun bei Selbst- oder Fremdgefährdung?

Wenn Sie das Gefühl verspüren, sich selbst oder Ihrem Kind etwas anzutun, holen Sie sich umgehend Hilfe:

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Wie erkenne ich eine postpartale Depression?

Bei der Beurteilung, ob es sich bei Ihren Symptomen um einen Babyblues oder tatsächlich um eine postpartale Depression handelt, ist der Zeitfaktor entscheidend. Halten die beschriebenen Symptome mehr als zwei bis vier Wochen an, sollten Sie professionelle Hilfe suchen. Eine Orientierung gibt auch der Selbsttest «Edinburgh-Postnatal-Depressions-Skala» (EPDS), den Postpartale Depression Schweiz (Periparto) online zur Verfügung stellt. 

Bei Verdacht auf eine postpartale Depression kontaktieren Sie umgehend eine Ihrer medizinischen Fachpersonen:

  • Hebamme
  • Gynäkologin oder Gynäkologe
  • HMO- oder Hausarzt oder -ärztin

Die Fachpersonen werden Sie beraten und die notwendigen Schritte mit Ihnen zusammen in die Wege leiten.

Postpartale Depression - Mann liegt auf dem Sofa und hält eine Teetasse in den Händen

 Bei psychischer Belastung bietet der Mental Health Check der CONCORDIA Orientierung

Fühlen Sie sich aufgrund der neuen Lebenssituation seit mehr als zwei Wochen psychisch stark belastet? Sind Sie unsicher, ob es sich bei Ihren Symptomen um den Babyblues oder um erste Anzeichen einer postpartalen Depression handelt? Versicherte der CONCORDIA haben die Möglichkeit, den Mental Health Check zu machen. Sie erhalten dabei digital und unkompliziert eine erste Einschätzung Ihrer psychischen Gesundheit und konkrete Handlungsempfehlungen von einer psychologischen Fachperson. 

Wie sieht die Behandlung aus?

Die gute Nachricht zuerst: Eine postpartale Depression ist eine psychische Erkrankung, die behandelt werden kann. Je früher sie erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. 

Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad und den Symptomen. Oft reicht eine ambulante Psychotherapie mit oder ohne medikamentöse Begleitung aus. In manchen Fällen, insbesondere bei Suizidalität oder einer Gefährdung des Kindes, kann auch eine stationäre Behandlung angezeigt sein.

Postpartale Depression: Was bezahlt die Krankenkasse?

Die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP, Grundversicherung) übernimmt bei vorliegender medizinischer Indikation die Behandlung einer postpartalen Depression gemäss tariflicher Regelung. 
Schreibaby - Schwangere sitzt auf dem Sofa mit ihrem Laptop und Papierkram

 Welche Leistungen übernimmt die Krankenversicherung bei Mutterschaft?

Besuchen Sie unsere Übersicht zu den Leistungen während der Schwangerschaft, der Geburt und dem Wochenbett. Dort finden Sie detaillierte Informationen zu den Leistungen der Grundversicherung sowie zu den ergänzenden Zusatzversicherungen der CONCORDIA. Zusätzlich können Sie sich über die Kostenbeteiligung informieren.

Schreibaby - Zwei gelbe Kreise. In einem ist ein weisses Herz, im anderen steht Pro Juventute

Geprüft durch Pro Juventute

Die Expertinnen und Experten unserer Partnerin Pro Juventute haben diesen Text fachlich überprüft.