Schreibaby: Wenn Ihr Baby nicht zur Ruhe kommt
Wenn Ihr Baby viel schreit und sich kaum beruhigen lässt, kann das sehr belastend sein. Hier erfahren Sie, wie Sie Ihrem Schreibaby helfen können und wo Sie Unterstützung finden.
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Kurz und einfach
Manche Babys sind Schreibabys.
Sie schreien mehr und länger als andere.
Das ist schwierig für die Eltern.
Ein Spaziergang, ruhige Musik oder Massagen können helfen.
Schütteln Sie niemals ein Baby!
Suchen Sie Hilfe bei der Kinderärztin oder beim Kinderarzt.
Es gibt auch Beratungsstellen für Familien mit Schreibabys.
Normales Weinen oder exzessives Schreien?
Dass alle Babys gelegentlich schreien oder weinen, wissen nicht nur frischgebackene Eltern. Manche Babys schreien aber etwas mehr als andere. Umgangssprachlich werden sie als «Schreibabys» bezeichnet. Ist Ihr Kind ein Schreibaby?
Einen Orientierungspunkt gibt die sogenannte Dreierregel, entwickelt vom Kinderarzt Morris Wessel. Schreibabys schreien typischerweise:
- mehr als 3 Stunden täglich
- an mehr als 3 Tagen pro Woche
- über mindestens 3 Wochen hinweg
Weitere typische Merkmale von Schreibabys:
- Sie lassen sich nur kurzfristig oder mit viel Aufwand beruhigen.
- Sie weinen häufig spätnachmittags und in der ersten Nachthälfte.
- Sie haben Mühe mit dem Einschlafen.
- Sie möchten nicht abgelegt werden.
- Das Schreien beginnt meist ab der zweiten Lebenswoche und dauert bis zum dritten und selten bis zum sechsten Lebensmonat.
- Das Schreien kommt häufig in Verbindung mit dem Stillen vor.
Warum schreien Babys?
Trotz intensiver Forschung sind die genauen Ursachen für das viele Schreien der Säuglinge nicht vollständig geklärt. In diesem Zusammenhang tauchen Fachwörter wie «Regulationsstörung» oder «High-Need-Baby» auf. Dabei handelt es sich nicht um eine «Störung», wie man aufgrund des Namens vermuten könnte. Forschende vermuten, dass Schreibabys bzw. Babys mit einer Regulationsstörung sehr sensibel auf Reize reagieren und Schwierigkeiten haben, sich selbst zu beruhigen. Weinen oder Schreien ist die einzige Möglichkeit, sich in diesem Alter auszudrücken.
Wenn man sich vorstellt, wie viele neue Eindrücke ein Neugeborenes täglich erlebt, kann man diese Überreizung besser nachvollziehen. Alles, ja wirklich alles, ist neu! Manchen Babys fällt es schwerer, ihre Umwelt zu erfassen als anderen.
Viele Eltern machen sich oft Sorgen, sie hätten etwas falsch gemacht und das Baby deshalb so viel weint oder schreit. Wichtig ist: Sie sind nicht schuld, wenn Ihr Baby weint oder schreit!
Wie können Sie Ihr Baby beruhigen?
Achtung: Niemals schütteln!
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Schaffen Sie Alltagsroutinen für Ihr Baby (z. B. Abendspaziergang, regelmässiger Schlaf-Wach-Rhythmus).
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Minimieren Sie Reize aus der Umgebung (z. B. Licht, Lärm, Gerüche, fremde Personen).
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Erhöhen Sie den Körperkontakt mit Ihrem Baby, auch wenn das Kind nicht schreit (z. B. durch das sanfte Herumtragen im Fliegergriff oder im Tragetuch).
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Singen Sie oder spielen Sie beruhigende Musik (z. B. Klassik) ab.
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Probieren Sie ein warmes (Fuss-)Bad vor dem Schlafengehen aus.
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Massieren Sie Ihrem Kind sanft den Bauch.
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Setzen Sie ihr Kind monotonen Geräuschen aus (z. B. Dampfabzug, Staubsauger, Motorgeräusch beim Autofahren).
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Gehen Sie mit ihrem Kind spazieren an der frischen Luft.
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Vermeiden Sie zu aktive Beruhigungsversuche. Halten Sie Ihr Baby ruhig in Ihren Armen oder legen Sie es sanft ins Bett, mit der einen Hand auf seinem Bauch und der anderen auf seinem Kopf, um ihm Geborgenheit zu schenken.
Für die Eltern: Sorgen Sie für sich selbst
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Versuchen auch Sie, sich zu beruhigen! Ihr Kind merkt, wenn sie gestresst sind.
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Bauen Sie Entspannungsübungen in Ihren Alltag ein (z. B. vor dem Ins-Bett-Gehen).
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Während einer Schreiattacke kann die «Verlängerte Ausatmung» zu einer Beruhigung führen: Atmen Sie hierfür drei Takte ein und sechs Takte wieder aus. Wiederholen Sie dies zehn bis zwölf Mal.
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Verwenden Sie während einer Schreiattacke bei Bedarf einen Gehörschutz.
Was tun im Notfall?
Wissen Sie einfach nicht mehr weiter? Oder haben Sie sogar das Bedürfnis, Ihr Kind zu schütteln, weil es sich einfach nicht beruhigen lässt? Handeln Sie sofort:
- Legen Sie Ihr Kind an einem sicheren Ort ab (z. B. im Kinderbett).
- Gehen Sie kurz aus dem Zimmer und gewinnen Sie Abstand.
- Versuchen Sie sich zu beruhigen. Gelingt Ihnen dies nicht, so holen Sie sich umgehend Hilfe (z. B. via Elternnotruf).
- Gehen Sie erst zu Ihrem Kind zurück, wenn Sie sich ruhig und bereit dazu fühlen.
Holen Sie sich Unterstützung!
Das ständige Schreien des Neugeborenen ist eine grosse Belastung. Sie als Eltern sind womöglich überfordert und fühlen sich gestresst sowie macht- und hilflos. In dieser Situation fehlt Ihnen die notwendige Ruhe, die Ihr Kind braucht, um sich zu beruhigen. Schaffen Sie sich daher Freiräume, um sich zu erholen und ziehen Sie Menschen, die Ihnen nahestehen, zur Unterstützung hinzu. Kontaktieren Sie den Kinderarzt oder die Kinderärztin oder fordern Sie Hilfe von Beratungsstellen ein. Sie sind nicht allein, viele Eltern sind betroffen!
Der Verein Schreibabyhilfe bietet zudem weitere Informationen zu Therapiemethoden und Alltagstipps für Eltern und Angehörige von Schreibabys. Erfahrungsberichte oder der Austausch mit betroffenen Eltern über den WhatsApp-Chat Schreibaby kann helfen, wieder mehr Hoffnung zu finden.
Hilfreiche Beratungsstellen und Entlastungsangebote:
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Geprüft durch Pro Juventute
Die Expertinnen und Experten unserer Partnerin Pro Juventute haben diesen Text fachlich überprüft.