Frühgeburt: Manchmal beginnt das Leben früher als erwartet
Frühzeitige Wehen oder die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt lösen bei werdenden Eltern grosse Unsicherheiten aus. Erfahren Sie hier, worauf Sie achten sollten und welche Unterstützungsmöglichkeiten es für Sie gibt.
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Kurz und einfach
Manche Babys kommen zu früh auf die Welt.
Das nennt man Frühgeburt.
Es gibt viele verschiedene Gründe dafür.
Manchmal bekommt die Schwangere ein Medikament.
Das hilft dem Baby im Bauch beim Reifen.
Es gibt Beratungsstellen für die Eltern.
Wann spricht man von einer Frühgeburt?
Warum kommt es zu einer Frühgeburt?
Die Gründe, warum Kinder zu früh geboren werden, sind vielfältig. Die Ursachen können sowohl bei der Mutter als auch beim Kind liegen. Oft spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Die häufigsten Risikofaktoren sind:
- Schwangerschaft mit zwei oder mehr Kindern (Mehrlingsschwangerschaft)
- Bestimmte Erkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck, Diabetes (erhöhter Blutzuckerspiegel), Nierenerkrankungen oder Störungen in der Schilddrüsenfunktion
- Infektionen der Geburtswege
- Erkrankungen der Gebärmutter
- Ungenügende Funktion der Plazenta (Plazentainsuffizienz)
- Schwäche des Muttermunds
- Verkürzung des Gebärmutterhalses
- Alter der Mutter unter 18 Jahren oder über 35 Jahre
- Bereits erlebte Frühgeburt, Fehlgeburt oder Schwangerschaftsabbruch
- Hohe Stressbelastung
- Übermässiger Nikotin-, Alkohol oder Drogenkonsum
Kann sich eine Frühgeburt vorzeitig ankündigen?
Drei typische Symptome weisen auf eine Frühgeburt hin. In jedem Fall sollten Sie als Schwangere sofort ärztliche Hilfe suchen!
- Vorzeitige Wehen: Erleben Sie als Schwangere länger als eine Stunde regelmässige Wehen, sollten Sie umgehend Ihre Hebamme oder Ihre Ärztin respektive Ihren Arzt kontaktieren und das nächste Spital aufsuchen. Unter regelmässigen Wehen versteht man Wehen, die im Abstand von fünf bis zehn Minuten einsetzen und jeweils mindestens 30 Sekunden anhalten.
- Abgang von Fruchtwasser bzw. Blasensprung: Platzt die Fruchtblase vorzeitig, so ist dies ein Indiz für den Beginn der Geburt.
- Blutungen: Haben Sie während der Schwangerschaft Blutungen, sollten diese umgehend medizinisch abgeklärt werden. Blutungen können ein Anzeichen für eine bevorstehende Geburt sein.
Wie kann man einer Frühgeburt vorbeugen?
Ein gesunder Lebensstil während der Schwangerschaft verringert das Risiko einer Frühgeburt. Unterlassen Sie den Konsum von Drogen, Alkohol oder Nikotin, ernähren Sie sich gesund und bewegen Sie sich moderat. Üben Sie sich in Entspannung und vermeiden Sie Stress.
Zentral sind jedoch auch die regelmässigen Vorsorgeuntersuchungen bei Ihrer Gynäkologin oder bei Ihrem Gynäkologen. Je früher eine Komplikation während der Schwangerschaft entdeckt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frühgeburt hinausgezögert werden kann. In manchen Fällen kann jedoch trotz regelmässiger Vorsorgeuntersuchungen und einem gesunden Lebensstil eine Geburt zu früh einsetzen.
Wie wird eine drohende Frühgeburt behandelt?
Wenn Anzeichen einer Frühgeburt auftreten, besprechen Ärztinnen und Ärzte die nächsten Schritte individuell mit der werdenden Mutter. Je nach Situation kann es sinnvoll sein die Geburt hinauszuzögern. Hierfür werden beispielsweise Wehen hemmende Medikamente eingesetzt.
Wird die Geburt deutlich früher erwartet, so besteht die Möglichkeit einer Kortikosteroid-Injektion. Die werdende Mutter erhält also eine Spritze, die vor allem die Entwicklung der Lunge des Babys beschleunigen soll. Umgangssprachlich spricht man hier von der Lungenreife. Auch Blutungen im Gehirn des Babys werden dadurch seltener.
Welche Komplikationen kann es bei Frühchen geben?
Frühchen sind häufig noch nicht vollständig entwickelt, was zu verschiedenen Komplikationen führen kann:
- Atemnotsyndrom: Bei Frühchen sind die Organe, insbesondere die Lunge, oft noch nicht vollständig entwickelt. Daher kann es bei Frühchen zu einem Atemnotsyndrom kommen.
- Atemaussetzer (Apnoe): Auch das zentrale Nervensystem (ZNS) ist häufig noch nicht voll entwickelt, was zu Atemaussetzern (Apnoen) im Schlaf führen kann.
- Ernährungsprobleme: Ein unvollständig entwickelter Magen-Darm-Trakt kann zu Ernährungs- und Verdauungskomplikationen führen.
- Temperaturregulation: Einige früh geborene Kinder müssen anfangs eine gewisse Zeit in der Isolette (auch Inkubator oder Brutkasten genannt) verbringen, da sie Unterstützung bei der Temperaturregulation benötigen.
- Neugeborenen-Gelbsucht: Auch die Wahrscheinlichkeit einer Neugeborenen-Gelbsucht ist bei Frühchen erhöht.
Wie entwickeln sich Frühchen?
Dank dem medizinischen Fortschritt haben Frühchen heutzutage deutlich bessere Überlebens- und Entwicklungschancen. Insbesondere wenn das Kind nach der 27. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommt, hat es eine sehr hohe Überlebenswahrscheinlichkeit und gute Entwicklungschancen. Nichtsdestotrotz treten häufiger Komplikationen wie Entwicklungsverzögerungen oder Lernbehinderungen bei Frühchen auf, im Vergleich zu Kindern, die nach der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche geboren werden. Die Prognose hängt unter anderem von folgenden Indikatoren ab:
- Dauer der Schwangerschaft
- Ob die Mutter vor der Geburt eine Kortikosteroid-Injektion erhielt
- Geburtsgewicht des Säuglings
- Komplikationen beim Säugling nach der Geburt (z. B. Infektionen, Hirnblutung, Herzprobleme)
Wo erhalten Eltern von Frühgeborenen Unterstützung?
Hilfreiche Beratungsstellen
- Frühchen Schweiz: Die Organisation Frühchen Schweiz vermittelt verständliche Fachinformationen und bietet nützliche Tipps. Eltern und Angehörige von kranken Frühgeborenen haben auch die Möglichkeit, sich dem Peer-Pool anzuschliessen und sich gegenseitig zu unterstützen.
- Fachstelle kindsverlust.ch: Beim Verlust eines Frühgeborenen berät die Fachstelle kindsverlust.ch per Telefon oder per Mail.
- Verein Regenbogen Schweiz: Der Verein Regenbogen Schweiz ist eine Selbsthilfevereinigung für Eltern in Trauer um ihr Kind.