Eine Frau sitzt mit einem Stück Kuchen auf einem Teller in der Sonne.

Selbstbestimmtes Essen: Freiheit beginnt auf dem eigenen Teller

Essen ist Privatsache – oder doch nicht? Oft beeinflussen soziale Erwartungen, Gruppendruck und unausgesprochene Regeln unsere Wahl. Manchmal, ohne dass wir es merken. Doch wie können wir uns davon lösen?

   Kurz und einfach

Manche Menschen kommentieren die Mahlzeiten von anderen.
Zum Beispiel wenn jemand nur einen Salat bestellt.
Oder wenn jemand keinen Alkohol trinkt.
Das kann Druck machen.
Am besten bleiben Sie ruhig und sagen: So passt es für mich.

Lustvoll greifen Sie in der Kaffeeküche zum zweiten Stück Kuchen und spüren dabei die Blicke Ihrer Kolleginnen und Kollegen im Rücken. Verzichten Sie dagegen auf den Kuchen, ist Ihnen ein «Ach, gönn dir doch auch mal was» sicher. Auch wenn Sie beim Italiener als einzige Person einen Salat bestellen, weil Ihnen Pizza nicht schmeckt, gibt es immer jemanden, der seine Meinung kundtut. Und der Klassiker: Während alle mit Wein anstossen, trinken Sie Wasser. Spätestens jetzt ist die Diskussion in vollem Gange und Sie stehen im Mittelpunkt.

 

Essen in Gemeinschaft: Unsichtbare Regeln am Tisch

Essen ist mehr als nur Nahrungsaufnahme. Es ist Kultur, Identität und Zugehörigkeit. Wer von der Norm abweicht, wird meist unfreiwillig zum Gesprächsthema. Manche Menschen setzen subtile Erwartungen, andere kommentieren direkt, sei es in Form von Kritik oder vermeintlich gut gemeinten Ratschlägen. Mitunter befinden wir uns durch die Diskussionen ständig im Rechtfertigungsmodus und empfinden selbst ehrliche Fragen als kritisch oder wertend. Wer sich ständig erklären muss, gerät in einen Konflikt: Stehe ich zu meinen Überzeugungen oder passe ich mich an, um Diskussionen aus dem Weg zu gehen?

 

Selbstbestimmt Essen: Wie Sie Druck und Erwartungen widerstehen

Gerade in geselliger Runde kann es herausfordernd sein, sich die eigene Freiheit auf dem Teller zu bewahren. Wer seit der Kindheit als «gschnädderfräsig» gilt, kennt den Drang, seine Wahl sofort zu begründen und zieht so direkt die Aufmerksamkeit des Tisches auf sich. Versuchen Sie stattdessen, ganz locker und selbstverständlich zu bestellen. Das klappt natürlich nicht immer. Falls tatsächlich jemand nachhakt, reicht oft ein freundliches, aber bestimmtes «Für mich stimmt es so». Auch ein humorvoller Kommentar wie «Ich lasse euch den ganzen Kuchen … mehr für euch!» nimmt den meisten Diskussionen die Grundlage. Und nicht jede Bemerkung verdient eine Antwort. Manchmal hilft es, einfach darüber zu stehen, zum Beispiel, indem Sie bewusst das Thema wechseln oder mit einem Lächeln signalisieren, dass es ganz allein Ihre freie Entscheidung ist. 

 

Ein Stück Kuchen auf einem Teller.

Essgewohnheiten bewusst gestalten: Selbstbewusst und stressfrei


Bleiben Sie am besten konsequent in Ihrer Haltung. Denn geben Sie einmal nach, ist die Diskussion beim nächsten Mal vorprogrammiert. Stehen Sie dagegen selbstbewusst zu Ihrer Entscheidung, stärken Sie nicht nur Ihre eigene Selbstwirksamkeit, sondern sind auch Vorbild für andere – etwa für die Kollegin, die beim nächsten Mal vielleicht mutiger ihr Dessert bestellt.

 

Überfordernde Freiheit

Sie finden Bestellungen grundsätzlich stressig und überfordernd? Informieren Sie sich im Vorfeld in aller Ruhe über die Menüoptionen. Haben Sie eine Einladung zum Essen erhalten? Fragen Sie nach dem geplanten Menü und bieten Sie an, etwas dazu beizusteuern. Das sorgt für eine sichere Wahl auf dem Tisch. Und im Büro? Bringen Sie Ihre Lieblings-Tupperdose mit, denn die hat schon so manchen Mittag gerettet. Und vielleicht steht die Dose ja auch für ein stilles Statement: Freiheit schmeckt am besten, wenn sie selbst gewählt ist.