Ein Mami unterhält sich mit ihrer Tochter über ihre Gefühle und Emotionen

Emotionale Entwicklung: Kindliche Gefühle verstehen und unterstützen

Gefühle sind ein entscheidender Teil der menschlichen Erfahrung. Sie entwickeln sich schon in der frühen Kindheit. Kinder lernen nach und nach, ihre Emotionen zu erkennen und auszudrücken. Dieser Prozess ist komplex und wird auch von gesellschaftlichen Erwartungen beeinflusst.

   Kurz und einfach

Kinder spüren Gefühle früh.
Eltern helfen beim Erkennen der Gefühle.
Alle Gefühle sind wichtig und dürfen da sein.
Eltern sollen über Gefühle reden und ein Vorbild sein.
So lernen Kinder ihre Gefühle gut kennen.

Wie lernen Kinder, ihre Gefühle zu erkennen und zu benennen?

Kinder beginnen schon sehr früh, Gefühle zu erleben, verstehen aber oft nicht sofort, was sie empfinden. Das kann sie überfordern. Sie brauchen deshalb die Unterstützung von Erwachsenen, um ihre Gefühle zu erkennen. Eltern können ihrem Kind helfen, indem sie die Gefühle des Kindes benennen: «Du möchtest gerne den Bagger haben, mit dem das andere Kind spielt. Weil du ihn jetzt gerade nicht haben kannst, macht dich das traurig.»

Ist das Gefühl erst einmal benannt, können die Eltern ihrem Kind helfen, damit umzugehen. Dabei ist wichtig zu zeigen, dass alle Gefühle da sein dürfen, sowohl die angenehmen wie auch die weniger angenehmen. Freude, Begeisterung und Stolz sind genauso wertvoll wie Wut, Trauer oder Frust. In unserer Gesellschaft sind manche Gefühle jedoch negativ behaftet und nicht gern gesehen. Ebenso können gesellschaftliche Stereotypen beeinflussen, wie stark Kinder ein Gefühl zeigen dürfen. Vorstellungen wie «Jungen dürfen nicht weinen» oder «Mädchen dürfen nicht aggressiv sein» halten sich hartnäckig und schränken Kinder in ihrer emotionalen Entwicklung ein. 

 

Gefühle bei Kindern richtig begleiten – Die Rolle der Eltern

Eltern können helfen, diese Stereotypen zu durchbrechen:
  • Gefühle in Büchern und Geschichten:
    Geschichten, die verschiedene Emotionen thematisieren, helfen Kindern, sich mit den Gefühlen der Charaktere zu identifizieren. Dies fördert das Verständnis für die eigenen und fremde Emotionen. Wählen Sie Bücher, Kurzvideos und Geschichten mit vielfältigen Charakteren, die unterschiedliche Emotionen zeigen. 
  • Spiele und Rollenspiele:
    Thematisieren Sie Gefühle auf spielerische Art und Weise. So können die Kinder Emotionen in einem sicheren Umfeld ausprobieren und benennen.
  • Ermutigen Sie Ihr Kind, vielfältige Rollen einzunehmen und sich von klassischen Geschlechterrollen zu lösen.
  • Vorbild sein:
    Wenn Erwachsene ihre eigenen Gefühle in Worten ausdrücken, bieten sie ein wertvolles Vorbild. Ein Satz wie «Ich bin gerade frustriert, weil die Ampel rot ist» zeigt, dass es in Ordnung ist, Gefühle zu zeigen. Zeigen Sie dabei als Vater auch, wenn Sie traurig sind und als Mutter, wenn Sie etwas wütend macht.
  • Vielfalt der Gefühle:
    Gefühle sind vielfältig und es gibt viele Zwischentöne. Sogar Erwachsenen fällt es oft schwer, ihre Gefühle differenziert zu benennen. Der Stimmungsflip von Pro Juventute kann Kinder ab dem Schulalter dabei unterstützen, die feinen Nuancen der Gefühle zu erkennen. Swipen Sie mit Ihrem Kind durch den Stimmungsflip. Wer empfindet im Moment welches Gefühl? 

Deine Gefühle, meine Gefühle

Eltern empfinden oft starke emotionale Verbindungen zu ihren Kindern. Das kann es schwierig machen, die eigenen Gefühle von denen der Kinder zu unterscheiden. Besonders wenn Kinder heftige Emotionen, wie grosse Trauer, erleben oder sich bei einem Wutausbruch auf den Boden werfen, bleiben die wenigsten Eltern davon unberührt. Dennoch ist es wichtig, eine gesunde Abgrenzung zu schaffen. Das Kind braucht die Eltern gerade in solchen Momenten als stabile Stütze.

Der erste Schritt dabei ist, sich der eigenen Emotionen bewusst zu sein. Was macht es mit mir, wenn mein Kind weint? Weshalb werde ich ebenfalls wütend, wenn mein Kind tobt? Es hilft, innezuhalten und zu reflektieren, bevor Sie auf die Emotionen des Kindes reagieren und diese möglicherweise zusätzlich befeuern. So können Eltern die Auslöser für die eigenen Gefühle identifizieren und verstehen, wie diese ihre Reaktion auf die Gefühle des Kindes beeinflussen. Möglicherweise prägen gesellschaftliche Erwartungen unsere Gefühle oder Erlebnisse in der eigenen Kindheit. Verstehen Eltern die Hintergründe, fällt es ihnen leichter, ruhig zu bleiben und den Gefühlsausbruch ihres Kindes zu begleiten. 

 

Lebenslanger Prozess

Das Erkennen und Ausdrücken von Gefühlen ist ein lebenslanger Lernprozess, der in der Kindheit beginnt. Eltern können diesen Prozess aktiv unterstützen, indem sie offene Gespräche führen, Vorbild sind und gesellschaftliche Stereotypen hinterfragen. Gleichzeitig ist es wichtig, sich der eigenen Gefühle bewusst zu sein, diese zu reflektieren und sich abzugrenzen. Auf diese Weise können Sie Ihren Kindern den Raum geben, ihre eigenen Emotionen zu entdecken und zu verstehen.

 

  Partnerschaft zwischen der CONCORDIA und Pro Juventute

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Die CONCORDIA und Pro Juventute arbeiten partnerschaftlich zusammen, um die Wirksamkeit ihrer Engagements für Kinder und Jugendliche nachhaltig zu steigern und um die gesunde physische und psychische Entwicklung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Schweiz zu fördern.
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