Gürtelrose und Windpocken: ein Fall für concordiaMed
Können Sie sich bei einem Kind, das an Windpocken, auch als Wilde oder Spitze Blattern bekannt, leidet, mit Gürtelrose anstecken? Oder gar umgekehrt? Erfahren Sie mehr im aktuellen Fall von concordiaMed der 24-Stunden-Gesundheitsberatung der CONCORDIA.
Frau W. ruft am Freitagabend bei concordiaMed an: Mein Sohn Jonas hat seit fünf Tagen Windpocken. Als ich meiner Mutter davon erzählte, wollte sie unseren geplanten Besuch am Sonntag sofort absagen. Sie hat Angst, dass sich mein Vater bei Jonas anstecken und sich so eine Gürtelrose entwickeln könnte. Sie selbst hatte vor einem halben Jahr eine Gürtelrose und ihr Arzt hat gesagt, dass es der gleiche Erreger ist wie bei den Windpocken.
Fachberaterin: Ja, das ist tatsächlich das gleiche Virus. Es heisst Herpes Zoster Virus, aber es gibt einen entscheidenden Unterschied: An den sogenannten Windpocken, auch als Wilde oder Spitze Blattern bekannt, erkrankt jemand, der zum ersten Mal in Kontakt mit diesem Virus gerät. Das ist meist im Kindesalter der Fall, woher auch die Bezeichnung «Kinderkrankheit» kommt. Sie sind hochansteckend. Windpocken betreffen zwar überwiegend Kinder, aber auch Erwachsene können an ihnen erkranken. Sie haben ein höheres Risiko von Komplikationen wie bakterielle Hautentzündungen, Lungen-, Hirnhaut- und Hirnentzündungen.
Die typischen, stark juckenden Hautbläschen können überall am Körper auftreten. Das Immunsystem produziert aber sofort Antikörper, welche die allermeisten Viren abfangen können. Einige wenige Viren der Spitzen Blattern können sich jedoch in Nervenzellen einnisten und sich dort «verstecken». Solange das Immunsystem tadellos funktioniert, ist dies kein Problem. Ist es aber geschwächt, beispielsweise durch andere Krankheiten oder bestimmte Medikamente, können sich unter Umständen einzelne der «schlafenden» Viren wieder vermehren. Sie wandern dann entlang eines Nervs zur Haut und lösen dort den typisch schmerzenden Hautauschlag der Gürtelrose aus.
Frau W.: Dann kann sich mein Vater also gar nicht bei Jonas anstecken und es kann sich so auch keine Gürtelrose entwickeln?
Fachberaterin: Nein, er kann sich bei Jonas nicht anstecken. Er kann an der Gürtelrose nur erkranken, wenn er selbst die Windpocken bereits durchgemacht und ein geschwächtes Immunsystem hat. Dann können sich bei ihm die «schlafenden» Herpes- Zoster-Viren wieder vermehren und die Krankheit auslösen.
Frau W.: Ist denn die Gürtelrose ansteckend?
Fachberaterin: Ja, sie ist ansteckend, weil sich in den mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen, die sich entlang des Nervs bilden, das Virus in grossen Mengen befindet. Wenn ein Mensch, der noch nie die Windpocken hatte, mit dieser Flüssigkeit in Berührung kommt, kann er an Windpocken erkranken, aber nicht an Gürtelrose.
Frau W.: Jonas jüngere Schwester Lisa hatte noch keine Wilde Blattern. Sie hätte sich also damals bei meiner Mutter anstecken und sie so bekommen können?
Fachberaterin: Im Grunde ja. Vermutlich hat sie sich jetzt aber bei ihrem Bruder angesteckt und wird in den nächsten Tagen auch die Windpocken haben. Warten sie den Sonntag wenn möglich ab. Sollte Lisa am Sonntag keine Symptome wie Fieber und juckender Hautausschlag aufweisen, so steht einem Besuch bei den Grosseltern nichts im Wege.
Frau W.: Danke vielmals für diese Informationen. Sie haben mich sehr beruhigt!
Zusammengefasst: Windpocken und Gürtelrose
- Windpocken und Gürtelrose werden vom gleichen Virus, dem «Herpes-Zoster-Virus» – auch «Varizella-Zoster-Virus» genannt – ausgelöst.
- Windpocken-Erkrankte können Menschen, die noch keine Windpocken hatten, mit Windpocken anstecken.
- Über Windpocken kann man sich jedoch nicht mit Gürtelrose anstecken.
- Gürtelrose-Erkrankte können Menschen, die noch keine Windpocken hatten, anstecken; dies äussert sich dann als Windpocken.
- Über Gürtelrose kann man sich jedoch nicht mit Gürtelrose anstecken.